
Ein ganz neues Corporate Design oder ein Flyer fürs Unternehmen - diese beiden Sachen und alles dazwischen und drumherum kann man ökologisch nachhaltig gestalten. Und am nachhaltigsten wird’s, wenn man ein Konzept hat. Jedes Gestalten ist ein Prozess. In jedem einzelnen Prozessschritt kann man Nachhaltigkeit optimieren.
Das klingt nach irre viel Aufwand, der sich für „mal schnell nen Flyer machen“ nicht zu lohnen scheint. Ist aber gar nicht so schlimm und lohnt sich immer!
Erstens ist es Gewohnheitssache - wie Fahrradfahren - irgendwann muss man gar nicht mehr darüber nachdenken, man handelt einfach. Zweitens hab ich eine Checkliste entwickelt. Wenn man sich an dieser entlang arbeitet, ist der Aufwand überschaubar und man kann nichts übersehen.
An welchen Stellen also kann man Nachhaltigkeit praktizieren? Gehen wir einfach Schritt für Schritt voran und bleiben am besten gleich bei unserem Beispiel, dem Flyer.
Schritt Nr. 1 - FORMAT
Dir kommt die Idee in den Kopf: „Ich brauche einen Flyer!“ Dafür gibt es meistens einen Grund - du willst Informationen an Frau und Mann bringen. Also überlegst du dir die Inhalte für den Flyer. Wenn die da sind, geht’s los.
Welches Format soll der Flyer haben? Natürlich eins, das genug Platz bietet für deine Inhalte. Dann wäre es gut, wenn es technischen Anforderungen gerecht wird, wie zum Beispiel, den Flyer per Brief zu verschicken. In dem Fall solltest du ein Format wählen, das das Porto nicht unnötig in die Höhe treibt. Manchmal soll das Format aber auch einfach mal anders sein, um sich abzuheben vom Gewöhnlichen und um die Aufmerksamkeit der Menschen zu kriegen ...
Zu all dem kommt jetzt noch die Frage, mit welchem Format in der Druckerei später der Druckbogen am effektivsten ausgenutzt werden kann. So reduzierst du Papierabfall und hast schon das erste mal nachhaltig gehandelt.
Nun gibt es aber noch tausend andere Arten von Projekten. Wenn nicht gerade Papier als Bedruckstoff das Material der Wahl ist, sondern du vielleicht eine Trinkflasche gravieren lassen willst oder ein digitales Projekt, wie etwa eine Website, bearbeitest, kann der Punkt FORMAT natürlich auch mal als Checkpunkt ausfallen. Jedes Projekt ist anders und bringt andere Möglichkeiten mit sich. Jedoch gilt für den Fall des Flyer-Projekts:
Stellschraube Nr. 1 zum nachhaltigen Design: CHECK!
Schritt Nr. 2 - MATERIAL UND VEREDELUNG
Jetzt geht es an die schlaue Wahl des Materials. Wenn du einen nachhaltigen Flyer produzieren lassen willst, kommst du eigentlich um Recyclingpapier nicht mehr herum. Im Vergleich zu Frischfaserpapier sparst du bis zu 100% Holz, 78% Wasser, 68% Energie und 15% CO2 ein (Quelle: https://www.papiernetz.de/argumente-fuer-recyclingpapier/). Das macht also einen enormen Unterschied. Optisch und haptisch sind Recyclingpapiere von Frischfaserpapieren zum Teil kaum zu unterscheiden. Die Zeiten des grauen, groben Altpapier-Looks sind lange vorbei. Also kein Grund mehr, noch Frischfaserpapier zu benutzen.
Zum Drucken braucht es aber nicht nur Papier, sondern auch Farben. Es gibt zum Beispiel Bio-Farben auf Pflanzenöl- statt auf Mineralölbasis. Das sollten dann die Farben der Wahl sein, um nachhaltig Flyer zu drucken.
Um den Flyer noch ein bisschen mehr zum Hingucker zu machen, kann man über Veredelungen nachdenken. Druckveredelungen sind zum Beispiel (Blind-)Prägungen, Stanzungen, Folieprägungen, Lackierungen, Kaschierungen usw. Jetzt kommt allerdings ein großes ABER. Schick sind sie sicherlich alle, aber nur einige der Veredelungen gewährleisten auch eine problemloses Recyceln am Ende der Lebensdauer des Flyers. Müsste der Flyer in die Verbrennung statt in die Wiederverwertung, wäre die Ressource verloren. Durch die richtige Entscheidung in puncto Veredelung bleibt der Flyer als Ressource für die Kreislaufwirtschaft erhalten.
Stellschraube Nr. 2 zum nachhaltigen Design: CHECK!
Schritt Nr. 3 - AUFLAGE / MENGE
Wie viele Flyer brauchst du? Das hängt sicher von verschiedenen Faktoren ab - geht es im Flyer um ein einmaliges Event oder ist es ein allgemeiner Flyer, der dein Unternehmen vorstellen will. Solche Faktoren und der, wieviele Menschen du damit erreichen willst, bestimmen über die Auflage. In vielen Druckereien zahlt man geringere Stückpreise, je größer man die Auflage wählt. Das kann verlockend sein und dazu führen, dass man lieber etwas mehr bestellt, als man braucht. Das verursacht aber unnötigen Abfall und es wurden überflüssig Druckfarben sowie Strom für die Druckprozesse verbraucht. Nimm nur die Menge, die du wirklich brauchst. Das schont Ressourcen.
Und eins noch: Beim Bestellen der Drucksachen bzw. schon beim Erstellen der Druckdateien können auch noch viele Fehler passieren. Besonders dann, wenn man nicht vollständig vertraut ist mit diesen Vorgängen. Um Fehldrucke und somit unnötigen Abfall (Papier), Ressourcen- und Energieverbrauch (Druckfarben, Strom bei der Produktion, Kraftstoffverbrauch beim Transport) zu vermeiden, lass Profis ran! Ich erstelle Druckdateien immer nach den spezifischen Angaben der ausgewählten Druckerei und weiß, worauf zu achten ist, damit das Druckprodukt so bei dir ankommt, wie du es erwartest. Das ist besser für die Umwelt und das Klima und du wirst so viel glücklicher sein - garantiert!
Stellschraube Nr. 3 zum nachhaltigen Design: CHECK!
Schritt Nr. 4 - GESTALTUNG
Bei der Gestaltung gibt es nochmal einen ordentlichen Schwung an Möglichkeiten, einen nachhaltigen Flyer zu erschaffen.
An dieser Stelle sei einmal gesagt, dass die Ästhetik natürlich nicht unter den Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit leiden sollte. Da gilt es, beide Aspekte fein auszubalancieren und vielleicht auch mal Kompromisse zu schließen. Letztlich ist der Zweck des Flyers, Aufmerksamkeit zu erzeugen und Informationen zu verbreiten. Das wird immer schwieriger möglich sein, wenn die Gestaltung die Menschen nicht anspricht. Die guten Absichten für mehr Nachhaltigkeit wird man dem Flyer später nicht ansehen. Deshalb muss er mindestens genau so gut in seiner Ästhetik funktionieren, wie er nachhaltig ist - damit das Projekt Flyer nicht doch umsonst war.
Beginnend bei der Wahl des Formats, welche in Absprache mit der Druckerei getroffen wird, kann man die Ressource Papier schonen.
Der Einsatz von Farben und Bildern bietet Einsparpotential, wenn ich zum Beispiel die Menge und Größe der Elemente reduziere und sie nicht in den Anschnitt, also bis zum Rand, laufen lasse.
Wenn ich mich für einen schmal laufenden Schriftschnitt - also einen, der in der Breite nicht so viel Platz braucht und so mehr Zeichen bzw. Wörter in eine Zeile bekommt - entscheide, kann sich das auf die benötigte Seitenanzahl oder das benötigte Format auswirken. Weniger Seiten bzw. ein kleineres Format verbrauchen weniger Papier, Druckfarbe, …
Wenn dem Flyer ein Mehrwert, ein zweiter Nutzen durch die Gestaltung gegeben wird, animieren wir den Menschen, den Flyer aufzuheben und so die Nutzungsdauer des Druckprodukts zu verlängern. Der Flyer ist dann kein Wegwerfartikel mehr, wodurch sich die ökologischen Produktionskosten viel besser rechtfertigen lassen. Dieser Mehrwert könnte geschaffen werden, indem man z.B. die Rückseite als Mini-Poster oder für ein Rezept oder oder oder … einplant.
Auch der Hauptinhalt des Flyers kann darüber entscheiden, ob er lange aufbewahrt wird oder nicht. So kann z.B. statt der bloßen Ankündigung des nächsten Events ein Ausblick auf weitere geplante Termine mit dargestellt werden. So landet der Flyer sehr wahrscheinlich eher am Kühlschrank als in der Mülltonne. Eine möglichst hochwertige und professionelle Gestaltung der Inhalte steigert ebenso den Drang, den Flyer behalten zu wollen. Da ist dann jeweils das strategisch-kreative Köpfchen gefragt.
Stellschraube Nr. 4 zum nachhaltigen Design: CHECK!
Schritt Nr. 5 - PRODUKTION
Ist der Flyer konzipiert und gestaltet, geht es an die Produktion. Um sicherzustellen, dass dein Flyer auch so umgesetzt werden kann, wie du ihn haben willst, waren wir sinnvollerweise bereits ganz am Anfang des Gestaltungsprozesses in Kontakt mit der Druckerei, die den Flyer schlussendlich auch produzieren soll. Zum Schluss kommen wir also wieder mit der Druckerei zusammen, die wir uns nach einigen bestimmten Kriterien ausgesucht haben, um auch in der Produktion so nachhaltig wie möglich zu sein. Diese Druckerei sollte ein gutes Sortiment an Recyclingpapieren anbieten. Auch bei den Druckfarben kann man nachhaltig sein: durch die Verwendung von Bio-Druckfarben auf Pflanzenöl- statt auf Mineralölbasis zum Beispiel. Welche Energiequellen nutzt die Druckerei, um ihr Handwerk zu betreiben? Sind es erneuerbare Energiequellen, wie z.B. Solar- und/oder Windenergie? Dann sind wir auf einem nachhaltigen Weg. Bleibt noch der Transportweg der Druckerzeugnisse bis an deine Bürotür - je weiter der Weg, umso mehr Emissionen werden durch das Fahrzeug ausgestoßen. Diese Emissionen könnten dann reduziert werden, wenn eine entsprechende Druckerei in deiner Nähe bzw. Umgebung zu finden ist. Wenn das nicht möglich ist, kannst du schauen, ob die Druckerei möglicherweise den CO2-Ausstoß mittels entsprechender Projekte kompensiert. ABER, meine persönliche Bemerkung zu Kompensationen: die sollte man sehr mit Vorsicht und gesunder Skepsis behandeln und im Fall der Fälle genau prüfen. Ich finde, generell ist Kompensieren immer die schlechteste der guten Lösungen. Besser ist, gar nicht erst Emissionen entstehen lassen. Dazu kommt, dass es Projekte zur Kompensation gibt, die mutmaßlich ihren Namen nicht verdienen - dieser Fall ging durch die Medien (findest du über eine Suchmaschine deines Vertrauens im Internet).
Stellschraube Nr. 5 zum nachhaltigen Design: CHECK!
Corporate Design
(CD) ist das einheitliche visuelle Erscheinungsbild eines Unternehmens und Teil der Corporate Identity (CI). Es umfasst Logo, Farben, Schriftarten, Layouts, Bildsprache und Geschäftsausstattung. Ziel ist eine hohe Wiedererkennbarkeit, Professionalität und Markenbindung. Die Gestaltungsrichtlinien werden in einem Corporate Design Manual festgehalten.
Druckbogen
ist ein großes Blatt Papier, auf dem mehrere Seiten eines Druckprodukts gleichzeitig gedruckt werden. Die Seiten sind so angeordnet (Ausschießen), dass sie nach dem Falzen, Schneiden und Binden in der richtigen Reihenfolge erscheinen. Druckbögen werden im Offset- oder Digitaldruck genutzt, z. B. für Bücher, Magazine oder Broschüren.
Bedruckstoff
ist das Material, auf das gedruckt wird. Dazu gehören Papier, Karton, Kunststoff, Textilien, Metall, Glas und Holz. Die Wahl des Bedruckstoffs hängt vom Druckverfahren (z. B. Offset-, Digital- oder Siebdruck) und der Anwendung ab.
Recyclingpapier
wird aus Altpapier hergestellt und schont Ressourcen wie Holz, Wasser und Energie. Es ist umweltfreundlich, reduziert Abfall und CO₂-Emissionen. Erkennbar an Siegeln wie „Blauer Engel“, wird es für Druckerpapier, Verpackungen und mehr genutzt.
(Blind-)Prägungen
Blindprägung ist eine farblose Prägung, die ein Motiv durch Vertiefung oder Erhebung fühlbar macht. Sie verleiht Drucksachen wie Visitenkarten oder Buchcovern eine edle, dezente Optik. Es gibt zwei Arten: Tiefprägung (eingedrückt) und Hochprägung (erhaben). Besonders geeignet für dickere Materialien wie Leder oder Karton.
Prägung ist eine Veredelungstechnik, bei der durch Druck mit einer Matrize ein Relief in das Material geprägt wird. Es gibt Blindprägung (ohne Farbe), Heißfolienprägung (mit Metallfolie), Reliefprägung (plastische Effekte) und Strukturprägung (Muster/Texturen). Häufig eingesetzt bei Visitenkarten, Buchcovern, Verpackungen und Dokumenten für eine edle Optik und Fälschungssicherheit.
Stanzung
ist der Prozess, bei dem mit einem speziellen Werkzeug Formen oder Muster aus dem Material ausgeschnitten werden. Sie wird oft verwendet, um Designs zu verfeinern, z. B. durch Reliefstanzen (erhabene Effekte), Durchstanzung (Ausschnitte) oder Folienstanzung (z. B. Goldfolie). Stanzungen verbessern sowohl das visuelle als auch das haptische Erlebnis des Druckprodukts und werden häufig mit anderen Veredelungstechniken kombiniert.
Folienprägung
ist ein Veredelungsverfahren, bei dem eine dünne Folie (Metall, Farbe, Hologramm) durch Hitze und Druck auf Materialien wie Papier oder Leder übertragen wird. Ein erhitzter Prägestempel presst die Folie auf das Material, wodurch ein glänzender, matter oder erhabener Effekt entsteht. Hauptarten sind die Heißfolienprägung (mit Hitze), Kaltfolienprägung (mit UV-Lack) und Blindprägung (ohne Folie). Dieses Verfahren wird für edle Druckprodukte, Verpackungen und Sicherheitsmerkmale genutzt.
Lackierung
das Aufbringen einer Schutz- und Veredelungsschicht auf Druckerzeugnisse. Sie schützt vor Abrieb, verleiht Glanz oder Mattheit und kann haptische Effekte erzeugen. Gängige Lackarten sind Dispersionslack (wasserbasiert, schnell trocknend), UV-Lack (hochglänzend, widerstandsfähig), Relieflack (fühlbare Strukturen) und Soft-Touch-Lack (samtige Haptik). Anwendungsbereiche sind z. B. Broschüren, Visitenkarten und Verpackungen, um Haltbarkeit und optische Wirkung zu verbessern.
Kaschierung
bezeichnet das Aufbringen einer Schutz- und Veredelungsschicht auf Druckprodukte. Sie erhöht die Widerstandsfähigkeit und verbessert die Optik sowie Haptik. Es gibt verschiedene Arten, z. B. Glanz-, Matt-, Soft-Touch- oder strukturierte Kaschierung, die häufig für Visitenkarten, Broschüren und Verpackungen genutzt werden.
Anschnitt
ist der Bereich, der über das Endformat eines Druckprodukts hinausgeht und nach dem Druck weggeschnitten wird. Er verhindert unschöne weiße Ränder durch Schneideungenauigkeiten.
Standard-Anschnitt: meist 3 mm auf jeder Seite
Endformat: die finale Größe nach dem Beschnitt
Sicherheitsabstand: Wichtige Elemente mind. 3–5 mm vom Rand entfernt halten
Beispiel: Eine Visitenkarte (85 × 55 mm) mit 3 mm Anschnitt wird als 91 × 61 mm angelegt.
Schriftschnitt
ist eine Variante einer Schriftart, die sich durch Merkmale wie Dicke, Stil oder Neigung unterscheidet. Zu gängigen Schriftschnitten gehören Regular, Bold, Italic, Light und Condensed. Sie bieten unterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten für Design und Lesbarkeit.
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